Wärmepumpen in Wohnungen sind in Deutschland eher selten zu sehen. Die meisten Geräte findet man in Ein- und Zweifamilienhäusern. Aber können Wärmepumpen auch in Wohnungen installiert werden? Und welche Möglichkeiten und Voraussetzungen gibt es? Die Antwort auf diese Fragen und weitere Informationen erfahren Sie in diesem Artikel.
Wärmepumpe Wohnung: Welche Möglichkeiten gibt es?
Viele der verfügbaren Wärmepumpen-Lösungen sind auf den Einsatz in Ein- und Zweifamilienhäusern ausgelegt. Fast die Hälfte der Wohnfläche in Deutschland entfällt jedoch auf Wohnungen in Mehrfamilienhäuser. Dreiviertel davon befinden sich in Mehrparteienhäusern mit mehr als drei Wohneinheiten, die 2023 zum Großteil mit fossilen Brennstoffen oder Fernwärme beheizt wurden.
In einem Mehrfamilienhaus stellt die Nachrüstung einer Wärmepumpe als zentrales Heizsystem eine vielversprechende Modernisierung dar. Dies hat auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts* zum sinnvollen Einsatz der Wärmepumpe in Mehrfamilienhäusern gezeigt. Eine einzelne Wärmepumpe in einer Wohnung zu installieren und in einem bereits bestehenden Heizsystem im Mehrfamilienhaus zu integrieren, ist jedoch nicht immer uneingeschränkt möglich. Wollen Sie dennoch Ihre Wohnung mit einer Wärmepumpe klimafreundlich und zukunftssicher beheizen, gibt es folgenden Möglichkeiten:
- Mini-Wärmepumpe für Wohnungen: Bei der sogenannten Mini-Wärmepumpe handelt es ich in der Regel um eine Luft-Luft-Wärmepumpe, die einzelne Räume bis 35 m2 beheizen und auch kühlen kann. Da diese Wärmepumpe die Wohnung über die Außenluft beheizt, kann diese nur in Räumen mit Außenwand installiert werden. Dazu ist ein Durchbruch der Gebäudehülle, meist unter Fenstern, notwendig. Mini-Wärmepumpen in Wohnungen können jedoch nicht den kompletten Wärmebedarf decken. Zudem eigenen sie sich nicht für innenliegende Räume ohne Außenwand und müssen dazu mit einem weiteren Heizsystem wie z. B. einer Elektroheizung kombiniert werden.
- Wärmepumpe auf dem Balkon: Wärmepumpen auf Balkonen findet man eher selten. Dennoch gibt es Split-Wärmepumpen, die eine kleinere luftführende Außeneinheit mit einer geräuscharmen Inneneinheit kombinieren. Unter bestimmten Voraussetzungen können diese Luft-Wasser-Wärmepumpen auch auf Balkonen installiert werden. Dazu muss jedoch der Balkon das Gewicht der Außeneinheit tragen können und sich im Inneren der Wohnung ein Aufstellort – direkt in der Nähe des Balkons – für die Inneneinheit finden. Zudem muss die Gebäudehülle durchbrochen werden, um die Außeneinheit über Kältemittelleitungen mit der Inneneinheit verbunden werden kann.
Wärmepumpe Wohnung: Diese Voraussetzungen müssen erfüllt werden
Wohnen Sie als Wohnungseigentümer oder Mieter in einem Mehrfamilienhaus, können Sie nicht ohne weiteres eine Wärmepumpe in Ihrer Wohnung installieren. Damit Sie die notwendigen Umbauten durchführen können, müssen Sie einige Voraussetzungen erfüllen.
- Wohnungseigentümer in einer Wohnungseigentümergemeinschaft
Planen Sie die Installation einer oder mehrerer Mini-Wärmepumpen in Ihrer Wohnung, benötigen Sie aufgrund des Wanddurchbruchs die Genehmigung der anderen Eigentümer. Für die Veränderung an der Außenwand benötigen Sie zudem den Nachweis, dass die Statik und die Dichtigkeit der Außenhülle nicht beschädigt werden. Liegt keine Beeinträchtigung des Gebäudes vor und die Lüftungsöffnung ist klein und uneinsehbar, ist eine Zustimmung der gesamten Wohnungseigentümergemeinschaft nicht zwingend erforderlich.
Haben Sie einen Balkon, können Sie diesen theoretisch auch als Aufstellort für eine Split-Wärmepumpe verwenden. Auch dazu sind jedoch Veränderungen an der Gebäudehülle notwendig, damit die Kältemittelleitungen verlegt werden können. Sind Änderungen an den Heizkörpern oder deren Stilllegung notwendig, muss sichergestellt werden, dass dies keine negativen Auswirkungen auf die zentrale Heizanlage der anderen Wohnungen hat.
Bei allen Varianten von Wärmepumpen für Wohnungen müssen die Geräuschemissionen gemäß der TA Lärm beachtet werden. Kein Wohnungseigentümer oder die Bewohner umliegender Häuser dürfen durch den Betrieb Ihrer Wärmepumpe beeinträchtigt werden.
- Mieter in einem Mietshaus
Da für Wohnraumlösungen wie die Mini-Wärmepumpe oder der Installation einer Wärmepumpe auf dem Balkon Veränderungen an der Bausubstanz des Gebäudes notwendig sind, können Mieter diese nicht einfach selbst durchführen. Möchten Sie eine Wärmepumpe in Ihrer Wohnung installieren, sind Sie also von der Genehmigung Ihres Vermieters abhängig.
Wärmepumpe Wohnung: Kosten für das Heizsystem
Die Kosten für Wärmepumpen in Wohnungen können stark variieren. Mini-Wärmepumpen sind mit ca. 1.000 Euro pro Gerät vergleichsweise günstig. Allerdings wird für jeden Wohnraum ein Gerät benötigt. Dazu kommen die Installationskosten, die mit dem notwendigen Durchbruch der Gebäudehülle die Anschaffungskosten in die Höhe treiben können.
Der Preis einer Split-Wärmepumpe für Balkone ähnelt dem einer konventionellen Luft-Wasser-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus. Je nach Wohnfläche variieren die Kosten von 8.000 bis 15.000 Euro. Jedoch dürfen auch hier die Installationskosten nicht vernachlässigt werden. Bei der Split-Aufstellung muss ebenfalls die Gebäudehülle durchbrochen werden. Zudem müssen zwischen Außeneinheit und Inneneinheit die Kältemittelleitungen verlegt werden. Dazu muss ein Fachbetrieb mit einem speziellen Kälteschein beauftragt werden, der diese aufwendigen Arbeiten durchführen darf.
Die Anschaffungskosten von Wärmepumpen können durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gesenkt werden. Bis zu 70 Prozent können Sie dadurch erstattet bekommen. Dazu muss die Wärmepumpe jedoch mindestens 65 Prozent des Wärmebedarfs abdecken. Zusätzlich muss die Jahresarbeitszahl mindestens 3,0 betragen. Ebenfalls förderungsrelevant ist die jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz (ETAs). Diese muss je nach Wärmequelle (Luft, Erde, Wasser) bestimmte Werte einhalten. Ob Ihre Wärmepumpe die Anforderungen erfüllt, können Sie in der Liste des BAFA mit den förderfähigen Modellen nachlesen.
Fazit: Lohnt sich eine Wärmepumpe in der Wohnung?
Wärmepumpen in Wohnungen nachzurüsten, ist – unabhängig von der Art – ein aufwendiger und bürokratischer Prozess. Daher sollten Sie sich gut überlegen, ob die Kosten oder der Nutzen einer solchen Anschaffung vor allem bei Mietverhältnissen überwiegen. Eine Alternative zur einzelnen Wohnraumlösung bietet die Umrüstung des gesamten Heizsystems des Mehrfamilienhauses auf die Wärmepumpe. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist inzwischen jeder zweite Neubau mit einer Wärmepumpe ausgestattet und auch im Bestand nimmt die Wärmewende Fahrt auf. In Mehrfamilienhäusern hat sich das effiziente und zukunftssichere Heizsystem bisher noch nicht durchgesetzt. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technik werden Wärmepumpen in Wohnungen und Mehrfamilienhäusern jedoch in Zukunft immer weiter an Bedeutung gewinnen.
Wie bereits erwähnt, betrachtet auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts, wie der Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern sinnvoll umgesetzt werden kann. Der sogenannte Projektverband ”LowEx-Bestand” zeigte mit dem Forschungsprojekt*, dass Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern eine vielversprechende Option sind, aber es häufig an der Umsetzung scheitert. Ein Mangel an Wissen bei Eigentümern und Investoren ist ebenso ein Grund für die begrenzte Verwendung, wie die komplexen Eigentumsverhältnisse und die Vielfalt der Mehrfamilienhäuser. Das Projekt schlägt eine Standardisierung von Wärmepumpen-Lösungen für verschiedene Bedürfnisse eines Mehrfamilienhauses vor. Diese reichen von einem zentralen Heizsystem mit Wärmepumpen in Kaskadenschaltung bis zur einzelnen Wärmepumpe in Wohnungen.
Demnach sollten Sie, bevor Sie eine Wärmepumpe in Ihrer Wohnung installieren, sich zunächst mit Ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft beraten. Mit einer individuellen Planung und Dimensionierung der Wärmepumpe kann der Wechsel des gesamten Hauses auf ein modernes und effizientes Heizsystem ein sinnvollerer Schritt sein, als eine einzelne Wohnung mit einer Wärmepumpe auszustatten.
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*Der vollständige Abschlussbericht zur LowEx-Bestand Analyse kann hier nachgelesen werden: LowEx-Konzepte für die Wärmeversorgung von Mehrfamilien-Bestandsgebäuden