Vor allem in Städten gibt es häufig die Möglichkeit, per Fernwärme zu heizen. In der kommunalen Wärmeplanung des GEG spielt die Fernwärme außerdem eine wichtige Rolle. Wir zeigen Ihnen, welche Kosten mit Fernwärme entstehen und mit welchen Heizkosten Sie rechnen können.
Was kostet Fernwärme und wie setzen sich die Kosten zusammen?
Fernwärme gilt als sehr komfortables Heizsystem, da im Gebäude selbst kein Heizkessel benötigt wird und so auch nur geringe Wartungsarbeiten für den Endverbraucher anfallen. Die Wärme wird über ein Leitungsnetz an die Übergabestation im Haus geführt. Das spart Platz. Doch welche Kosten für Fernwärme entstehen, ist vielen Verbrauchern nicht klar.
Zunächst hängen die Kosten für Fernwärme vom jeweiligen Anbieter ab. In der Regel gibt es in einem Stadtviertel oder einer Kommune nur einen einzigen Fernwärmeanbieter, weshalb der lokale Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern entfällt.
So bauen sich die Kosten für Fernwärme auf:
- Grundpreis: Dieser Preis wird pro Kilowatt Nennleistung berechnet. Abhängig vom Anbieter wird diese Position auch „Anschlusswert“ oder „Leistungspreis“ genannt. Darin enthalten sind die Kosten für das Leitungssystem, die Bereitstellung der Wärme und die damit verbundenen Wartungsarbeiten für den Netzbetreiber. Dieser Grundpreis liegt bei rund 40 bis 60 Euro netto pro Kilowatt pro Jahr. Für ein Einfamilienhaus, das eine Anschlussleistung von ca. 15 Kilowatt benötigt, liegen die jährlichen Kosten damit bei 600 bis 900 Euro jährlich für den Grundpreis.
- Arbeitspreis: Hierbei handelt es sich um den tatsächlichen Verbrauchspreis. Über einen Wärmemengenzähler wird der jährliche Wärmeverbrauch berechnet und entsprechend pro Kilowattstunde abgerechnet, vergleichbar mit der jährlichen Gasabrechnung. Durchschnittlich können Verbraucher mit rund 10 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Bei einem jährlichen Verbrauch von rund 20.000 Kilowattstunden Wärme für ein Einfamilienhaus mit Vierpersonenhaushalt pro Jahr, liegen die Verbrauchskosten mit Fernwärme bei rund 2.000 Euro jährlich.
- Dienstleistungspreis: Manche Fernwärmeanbieter arbeiten mit einem sogenannten „Dienstleistungspreis“. Er deckt die Kosten für Messung und Abrechnung und kann je nach Anbieter zwischen 100 und 250 Euro pro Jahr betragen.
Im Durchschnitt entfallen ein Viertel der Betriebskosten auf den Grundpreis und der Rest auf den Arbeitspreis. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Grund- und Arbeitspreise von Wärmenetz zu Wärmenetz und von Anbieter zu Anbieter.
Für ein Einfamilienhaus mit einer jährlichen Wärmeleistung von 20.000 Kilowattstunden können Fernwärme-Kosten von 2.700 bis 3.200 Euro anfallen.
Was kostet der Anschluss an ein Fernwärmenetz?
Wer seinen Hausanschluss auf Fernwärme umstellt, kann mit Kosten von 5.000 bis 15.000 Euro rechnen. In diesen Kosten sind der Einbau einer Fernwärmeübergabestation sowie der Anschluss an das Fernwärmenetz und die Entsorgung der alten Heizungsanlage enthalten. Den Einbau übernehmen die Techniker des Fernwärmeanbieters. Sie sorgen dafür, dass die Wärme aus dem Fernwärmenetz optimal im Gebäude verteilt wird.
Fördermöglichkeiten bei Fernwärme
Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Hausbesitzer staatlich geförderte Kredite mit Tilgungszuschuss über die KfW oder Zuschüsse für die Anschaffungskosten von Wärmeübergangsstationen über das BAFA beantragen. Über die BEG EM können Hausbesitzer einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten.
Zusätzlich zu dieser Förderung bieten viele Kommunen oder Städte Hausbesitzern Förderanreize, wenn sie z. B. von einer alten Gasheizung auf Fernwärme umstellen.
Gut zu wissen: Laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) gilt Fernwärme als sogenannte „Erfüllungsoption“. Das bedeutet, dass Hausbesitzer die Vorgaben des GEG erfüllen, wenn sie ihr Gebäude an ein Wärmenetz anschließen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob die Wärme dort mit Gas, Öl oder regenerativen Energiequellen erzeugt wird.
Heizkosten Fernwärme im Heizkostenvergleich zu einer Gasheizung oder einer Wärmepumpe?
Bei einem jährlichen Bedarf von 20.000 Kilowattstunden Wärme entstehen in einem Vier-Personen-Haushalt folgende Kosten:
- Gas: Bei einem durchschnittlichen Gaspreis von 11 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Oktober 2023) entstehen jährliche Kosten von rund 2.200 Euro. Wird die Wartung der Gasheizung hinzugerechnet, kommen noch mindestens 250 Euro dazu.
- Wärmepumpe: Um rund 20.000 Kilowattstunden Wärme zu erzeugen, benötigt eine Wärmepumpe zwischen 4.000 und 5.600 Kilowattstunden Strom. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 28 Cent pro Kilowattstunde (Strompreisbremse Wärmepumpe) liegen die jährlichen Kosten für die Wärmepumpe zwischen 1.120 und 1.570 Euro. Wichtig ist hier: Wie viel Strom die Wärmepumpe benötigt, hängt von der Art der Wärmepumpe und deren Jahresarbeitszahl ab. Für Wartung sollten mindestens 160 Euro eingeplant werden.
- Fernwärme: Wie bereits im obigen Beispiel erwähnt, liegen die Verbrauchskosten bei Fernwärme bei rund 10 Cent pro Kilowattstunde Wärme. In unserem Beispiel lägen die Arbeitskosten für Fernwärme bei 2.000 Euro pro Jahr. Hinzu käme noch der Grundpreis von 600 bis 900 Euro. Um das Einfamilienhaus mit Fernwärme zu beheizen, müssten Hausbesitzer demnach rund 2.600 bis 2.900 Euro bezahlen.
Damit liegen die Fernwärme-Kosten auf dem Niveau der Kosten für eine Gasheizung. Werden die Fernwärme-Kosten mit den Kosten für die Wärmepumpe verglichen, ergibt sich ein Unterschied zur Wärmepumpe, die deutlich günstiger ist.
Auch der Heizspiegel 2022 hat für das Abrechnungsjahr 2022 festgehalten, dass die Wärmepumpe im Vergleich am günstigsten ist. Hier wurden für eine 70 Quadratmeter große Wohnung die Heizkosten verglichen. Für Fernwärme ließen sich dabei durchschnittliche Kosten von 14,50 Euro pro Quadratmeter ableiten.
Was sind die Vorteile von Fernwärme?
- Hoher Komfort, da kein Heizkessel oder Brennstofflager benötigt werden. Außerdem müssen sich Hausbesitzer nicht um den Kauf von Brennstoffen kümmern.
- Hohe Förderung, durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
- Nachhaltigkeit, wenn die Wärme für die Fernwärme-Heizung mit erneuerbaren Energien erzeugt wird.
Was sind die Nachteile von Fernwärme?
- Fehlender Wettbewerb. Als Verbraucher sind Sie von einem Anbieter abhängig.
- Abhängigkeit von steigenden Preisen. Sie können den Anbieter bei steigenden Preisen nicht wechseln.
- Die Betriebskosten liegen deutlich über denen einer Wärmepumpe und ungefähr auf dem Niveau der Gasheizung.
- Lange Bindung. Sie sind mindestens fünf oder mehr Jahre an Ihren Fernwärme-Anbieter gebunden.
Fazit: Fernwärme-Kosten sind höher als Gas oder Wärmepumpe
Fernwärme wird im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) als sogenannte „Erfüllungsoption“ gehandelt. Als Hausbesitzer können Sie auf Fernwärme umsteigen, um die Anforderungen des GEG an nachhaltiges Heizen zu erfüllen. Allerdings sollten Sie vorher prüfen, ob es nicht bessere Alternativen gibt. Denn die Fernwärme-Kosten liegen höher als bei einer Wärmepumpenheizung. Darüber hinaus sind Sie mit einer Wärmepumpe nicht von einem einzigen Anbieter abhängig.