Wenn es um die optimale Raumtemperatur geht, scheiden sich häufig die Geister. Während die einen bereits ins Schwitzen geraten, ist es für die anderen gerade angenehm. Die mögliche Folge: Ein Kampf um die Vormacht am Heizungsregler. Doch wie hoch ist die perfekte Raumtemperatur? Ein Erklärungsversuch.
Die richtige Raumtemperatur zuhause
• Wohnen: Wie aktiv sind Sie zuhause? Wer lediglich als Couchpotatoe lebt, braucht es meist etwas wärmer als andere, die immer wieder aufstehen oder den Wohnungsputz erledigen. Eine angenehme Wohntemperatur liegt je nach eigenem Empfinden zwischen 19° und 23°C.
• Schlafen: Wer es gerne kuschelig mag, wird auch im Schlafzimmer keine Einwände gegen Temperaturen von über 20°C haben. In Fachkreisen wird hingegen eine Temperaturspanne von 16 bis 18°C für einen erholsamen und gesunden Schlaf propagiert. Es soll ja auch ganz Hartgesottene geben, die selbst im Winter bei offenem Fenster schlafen. Wer an die Heizkosten denkt, lässt die Heizungsanlage über Nacht am besten im Standbybetrieb. Bevor Sie am nächsten Tag als Eiszapfen aufwachen, ist die Heizung schon im Einsatz und wärmt das Schlafzimmer bis zur gewünschten Minimaltemperatur auf.
Schimmel mag nass und kühler
• Schimmel: Das Myzel von Schimmelpilzen liebt es, wenn Wohnräume nur sporadisch geheizt werden und das Raumklima dazu noch feucht ist. Dann kann der Schimmel perfekt sprießen und sich über die Sporen an den Wänden, in Fugen oder hinter der Tapete vermehren. Wer die optimalen Lebensbedingungen für eine Schimmelkultur schaffen möchte, sollte die Raumtemperatur dauerhaft auf unter 16° C absinken lassen und seine nasse Wäsche im Raum zum Trocknen aufstellen.
• In Abwesenheit: Ja, auch wenn Sie nicht zuhause sind, sollten Sie gerade in der kalten Jahreszeit für eine ausreichende Raumtemperatur sorgen. Es ist zum Beispiel schon vorgekommen, dass Wasserleitungen aufgrund enormer Minusgrade in Wohnräumen geborsten sind und für einen Wasserschaden gesorgt haben. Darüber hinaus sind kalte und feuchte Räume ideal für Schimmelbefall. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie deshalb bei Abwesenheit sicherstellen, dass die Räume nicht zu stark auskühlen.
Ideale Raumtemperatur: Geschlechterunterschiede
• Frauen: Ohne in die Klischeekiste zu greifen, ist etwas an der Behauptung dran: Frauen frieren meist schneller als Männer. Das ist mit Hilfe der Anatomie erklärbar. So besteht der Körper von Männern genetisch bedingt aus mehr Muskelmasse, die bei Aktivität Wärme erzeugt. Darüber hinaus haben Männer im wahrsten Sinne des Wortes eine dickere Haut, die Kälte besser abwehren kann. Dennoch gibt es keine ideale „Frauen-Raumtemperatur“, sondern lediglich die Raumwärme, die für „Sie“ am angenehmsten ist.
• Männer: Ein echter Mann weint nicht und er friert natürlich nicht. Selbst wenn das Wasser in den Leitungen gefriert, brauchen Kerle keine Heizung. Vermutlich stammt dieses Bild noch aus Erinnerungen an unsere Urahnen, die mit Keule und Bärenfell bewaffnet auf der Suche nach Essbarem durch die Steppe zogen… Auch wenn die Anatomie den Mann offensichtlich bei der Kälteempfindlichkeit bevorzugt, frieren kann er dennoch. Was das für die Raumtemperatur bedeutet, lässt sich nur mit handfester Empirie und einem Selbstversuch herausfinden. Wie gut, dass moderne Heizungen heute mit einem Temperaturregler arbeiten!
Nicht zu warm - die ideale Bürotemperatur
• Büro: Das Bonmot vom „kühlen Kopf bewahren“ erhält im Büro eine neue Bedeutung. Denn wer nicht möchte, dass sein Team vor allem nach der Mittagspause mit gefülltem Bauch in aufgewärmten Räumen vor dem Bildschirm träge wegdöst, sollte mit dem Heizen etwas sparsamer sein. Natürlich soll niemand am Arbeitsplatz frieren, doch zu viel des Guten schadet häufig einem produktiven Arbeitsklima. Stellen Sie also fest, dass Ihre Mitarbeiter so langsam lethargisch werden, heißt es: Schocklüften und anschließend die Temperatur ein wenig drosseln.
• Mieter: Wer zur Miete wohnt, hat ein Recht darauf, dass seine Wohnung im Winter angemessen beheizt werden kann. Laut Angaben des Deutschen Mieterbunds müssen Vermieter dafür sorgen, dass das Mietobjekt zur Tageszeit auf 20° bis 22 °C erwärmt werden kann.
Sparfüchse und andere Haustiere
• Haustiere: Ganz klar, Ihr Gecko wird sich bei voll aufgedrehter Heizung vermutlich am wohlsten fühlen, während Ihr Husky sich bei gleicher Raumtemperatur wohl am liebsten das Fell ausziehen würde. Wie gut sich Ihre Haustiere in Ihrem Zuhause fühlen, hängt natürlich von ihren Ursprüngen ab. Auf jeden Fall sollten Sie Ihrem Haustier immer ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung stellen. So können Sie Flüssigkeitsverlust bei zu großer Wärme optimal ausgleichen. Schließlich haben unsere Fellnasen kein „Schwitzsystem“ wie wir Menschen.
• Sparfüchse: Wer den Pfennig ehrt, wird genau auf die Einstellung der Heizung achten. Jedes Öffnen der Fenster wird in der Heizperiode mit Argusaugen beobachtet, jeder Griff zum Thermostat bedarf einer Rechtfertigung. Der Sparfuchs liebt es gerne auch einmal kälter. Schließlich gibt es keine kalten Räume, sondern nur die falsche Kleidung. So können Sie den Sparfuchs zuhause schon mal mit Schal und Mütze antreffen. Dafür läuft die Heizung auf Sparflamme und der Geldbeutel wird geschont. Sind Sie bei Sparfüchsen zum Essen eingeladen, sollten Sie unbedingt an angemessene Winterkleidung denken!
Ihre optimale Raumtemperatur
Ganz ohne Ironie: Die von uns gewählte Raumtemperatur hat – bei Nutzung fossiler Energiequellen – eine ganz enorme Auswirkung auf den Energieverbrauch und damit die Umwelt. Nur ein Grad mehr im Raum erhöht den Energieverbrauch deutlich und steigert somit auch bei modernster Heiztechnik Emissionen und Kosten.
Ganz gleich, welcher „Wärmetyp“ Sie sind: Sie können mit Ihrer modernen Heizanlage sehr bewusst mit Energie umgehen. So lassen sich Thermostate in ungenutzten Räumen zum Beispiel auf eine Basistemperatur herunterregeln, die Schimmel und Auskühlen vermeidet, aber dennoch niedriger ist als die Temperatur in den Räumen, in welchen Sie sich gerade aufhalten. Ebenso ist es in der Regel nicht nötig, die Zimmertemperatur so zu erhöhen, dass der Aufenthalt nur in kurzen Hosen und T-Shirt möglich ist. Mit einem Pulli und einer langen Hose lässt sich schnell für Abhilfe sorgen und der Energieverbrauch senken.
Wärme ist nicht gleich Wärme
Bedenken Sie außerdem, dass unterschiedliche Heizsysteme unterschiedliche Wärme erzeugen, die wir jeweils anders wahrnehmen. So wird eine Fußbodenheizung die Raumluft nie so stark erwärmen können wie Radiatoren. Ebenso wird eine Elektroheizung nicht den gleichen gemütlichen Wärmeeffekt erzielen wie ein Kaminofen. Denn wenn Strahlungswärme im Spiel ist, hat die Raumtemperatur zum Beispiel eine deutlich geringere Bedeutung.
Was ist also die optimale Raumtemperatur? Es ist banal, aber wahr: Es ist die Temperatur, bei der wir uns in einem Raum wohlfühlen.