Mit einem Passivhaus lässt es sich bei minimalem Energieverbrauch sehr komfortabel leben. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff genau und was zeichnet ein Passivhaus aus? Wir klären alle Fragen rund um das Passivhaus.

Was ist ein Passivhaus?

Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das den größten Teil der Wärmeenergie aus sogenannten "passiven" Quellen bezieht. Diese Wärmequellen sind die Sonneneinstrahlung, die von den Bewohnern erzeugte Abwärme oder die Wärmerückgewinnung des Lüftungssystems.

Der geringe Heizwärmebedarf entsteht durch eine umfangreiche und sehr konsequente Dämmung des gesamten Gebäudes. Dabei kommen zum großen Teil natürliche Materialien zum Einsatz. Im Bereich der Niedrigenergiehäuser gehört das Passivhaus zu den Gebäuden mit dem höchsten Energieeinsparpotenzial. Ein Richtwert lautet, dass ein Passivhaus rund 75 Prozent weniger Energie benötigt als ein herkömmlicher Neubau.

Der Ursprung der Passivhäuser liegt in Darmstadt. Dort wurde bereits vor mehr als 25 Jahren ein Mehrfamilienhaus gebaut, das weniger als 12 Kilowattstunden an Heizenergie pro Jahr brauchte. Dieser Prototyp war maßgebend für den heutigen Passivhaus-Standard. Er verbindet Energieeffizienz mit wirtschaftlichem Bauen, ohne dass Bewohner Abstriche beim Wohnkomfort machen müssen.

Was sind die zentrale Merkmale von Passivhäusern?

Ein Passivhaus verbindet immer eine maximale Wärmedämmung mit einer höchst effizienten Nutzung passiver Energiequellen.

Die Dämmung im Passivhaus

Ein wichtiger Bestandteil von Passivhäusern ist die Dämmung. Sie ist zwischen 25 und 40 Zentimetern stark. Ist ein Keller vorhanden, wird auch die Kellerdecke gedämmt. Werden Feuerstätten wie eine Pelletheizung oder eine Hackschnitzelheizung im Keller installiert, werden die Aufstellräume ebenfalls gedämmt, um die Abwärme optimal zu nutzen.

Die Fenster und Türen als Teil der Gebäudehülle sind bei Passivhäusern immer mehrfach verglast und haben einen gedämmten Rahmen.

Um die Wärmedämmung zu optimieren, werden mögliche Kältebrücken gezielt verhindert. Deshalb werden z.B. metallische Teile, die von Innenräumen nach außen führen, wie Kabel für Antennen oder Öffnungen für Lüftungsrohre zusätzlich abgedichtet und isoliert.

Die Lüftung im Passivhaus

Wer heute neu baut, muss die Gebäudehülle laut Gesetz (EnEV) luftdicht umsetzen. Auch Passivhäuser basieren auf diesem Konzept. Allerdings erzeugen Bewohner täglich Feuchtigkeit sowie Kohlendioxid mit ihrer Atemluft. Darüber hinaus entsteht Feuchtigkeit beim Waschen, Duschen oder Kochen.

In konventionellen Wohngebäuden wird die Lüftung über das Öffnen von Fenstern und Türen gesteuert. Um aber die hohen Standards für Passivhäuser zu halten, wird jedes Passivhaus mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung ausgestattet. Theoretisch müssen die Bewohner eines Passivhauses also nicht selber lüften, indem sie die Fenster öffnen.

Das übernimmt die Lüftungssteuerung. Zusätzlich sorgen Filter dafür, dass aus der zugeführten Frischluft Allergene oder andere Partikel herausgefiltert werden. Außerdem wird eine Abwärmelüftung installiert. Sie nimmt die Abwärme aus der Abluft auf und führt sie der Raumluft zu. So muss weniger zusätzliche Wärmeenergie erzeugt werden.

Heizung und Heizungssteuerung

Ein Passivhaus zeichnet sich durch seinen niedrigen Heizbedarf aus. Somit muss die Heizungsanlage nicht groß dimensioniert werden. Es bieten sich Wärmepumpen, Solarthermie oder Pelletöfen an. Auch ein Anschluss an Fernwärme oder ein Blockheizkraftwerk ist möglich. Wichtig ist, dass das Heizsystem über einen Pufferspeicher verfügt.

Das Wasser arbeitet als effizienter Wärmespeicher, in dem u. a. auch die Wärme der Abluft gespeichert werden kann. Durch den geringen Energiebedarf kann es häufig ausreichen, wenn die über die warme Abluft gespeicherte Wärmenergie über das Lüftungssystem wieder kontrolliert an die genutzten Wohnräume zurückgeführt wird.

Regel- und Steuerungstechnik für elektrische Geräte

Um die Wärmeenergie in einem Passivhaus optimal zu steuern, bietet sich eine komplexe Steuerungstechnik an. Zu den Komponenten gehören Sensoren für die Kohlendioxidkonzentration und die Luftfeuchtigkeit, Temperaturfühler sowie Steuerelemente für Sonnenschutz oder Fensterkontaktschalter. Das System kann z.B. auch die Abwärme einberechnen, die elektrische Geräte wie Herde oder Kühlschränke sowie Computer erzeugen.

Spezielle Bauweise von Passivhäusern

Passivhäuser zeichnen sich durch eine besondere Bauweise aus. So soll sichergestellt werden, dass im Gebäude möglichst viel natürliche Sonnenwärme ankommt. Hierfür werden große, aber in hohem Maße wärmeisolierte Fensterfronten geschaffen. Auch Glasdächer können in einem Passivhaus zum Einsatz kommen. Üblicherweise werden auf der Südseite des Gebäudes größere Fenster eingebaut als auf der Nordseite.

Viele Hersteller bieten spezielle Fensterelemente, die nach dem Passivhaus-Standard zertifiziert wurden.

Energiestandards im Passivhaus

Ein Passivhaus muss einen bestimmten Energiestandard erfüllen, damit es überhaupt als Passivhaus bezeichnet werden darf.

Folgende Werte werden dabei angesetzt:

  • Heizenergiebedarf: maximal 15 Kilowattstunden pro Jahr pro Quadratmeter
  • Primärenergiebedarf (Energie für Lüftung, elektrische Geräte, Heizungsunterstützung): maximal 60 Kilowattstunden pro Jahr
  • Luftwechselrate n50: maximal 0,6-fache Gebäudevolumen pro Stunde
  • Wärmerückgewinnung aus Abluft: mindestens 75 Prozent

Passivhaus: Kosten und Fördermöglichkeiten

Aufgrund der baulichen Besonderheiten sind Passivhäuser teurer als konventionelle Neubauten. Die höheren Baukosten entstehen vor allem durch die hochwertigen Komponenten für Fenster, Lüftungsanlagen und Dämmung. Experten gehen von Mehrkosten von rund 10.000 bis 20.000 Euro pro 150 Quadratmeter Wohnfläche aus.

Allerdings können künftige Hausbesitzer dafür bei der Installation kleinerer Heizsysteme und langfristig bei Heizkosten und Energiekosten sparen.

Sparmöglichkeiten bietet darüber hinaus ein Passivhaus als Fertighaus. Mittlerweile gibt es verschiedene Anbieter, die Fertighaus-Passivhäuser in Modulbauweise schnell und kostengünstig realisieren können.

Fördermöglichkeiten für Passivhäuser sind über die KfW abrufbar. Hier sind zinsgünstige Kredite oder Tilgungszuschüsse für energiesparende Heizsysteme oder Gebäude möglich. Die Förderung lässt sich auch bei einer Umrüstung zum Passivhaus abrufen.

Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet Unterstützung für den Einbau nachhaltiger Wärmeenergieerzeuger.

Wichtig ist grundsätzlich, dass sich Verbraucher im Vorfeld von zertifizierten Bauplanern und Architekten beraten lassen. So ist sichergestellt, dass der Neubau später alle Anforderungen an ein Passivhaus erfüllt. In die Planung können auch Heizungsbauer oder Energieberater mit einbezogen werden. Die exakte Planung des Passivhauses ist wichtig, denn viele Fördergelder hängen von der exakten Umsetzung der Vorgaben ab.

Fazit: Welche Heizung eignet sich für ein Passivhaus?

Grundsätzlich sind alle gängigen Varianten einer modernen Heizungsanlage in einem Passivhaus nutzbar. Da das Gebäude nur sehr wenig zusätzliche Wärmenergie benötigt, bieten sich z.B. Flächenheizungen in Kombination mit einer Wärmepumpe an. Wichtig ist dabei, dass eine Wärmepumpe im Passivhaus nicht zu groß dimensioniert wird und dass diese sich in die Lüftungs- und Heizungssteuerung des Gebäudes integrieren lässt.

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Profilfoto Autor Sebastian Sebastian ist Autor dieses Artikels und unser Experte auf den Gebieten Heizsysteme und Wärmewende. Wenn Sie Fragen zum Artikel oder Ihrem Heizungswechsel haben, schreiben Sie ihm: fragen@thermondo.de.